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b) Hg findet Verwendung z. B. zur Herstellung von Thermometern und Barometern, Gleichrichtern, Unterbrechern, Quecksilber-Dampflampem, in Thermostaten, in der Hochvakuumtechnik, zur Herstellung von Knallquecksilber, Quecksilberfarben, von Amalgamen in der Metallurgie, in zahnärztlichen Praxen und Laboratorien, als Katalysator, z. B. bei Azetaldehyd- und Essigsäureproduktion aus Azetylen, zur Abtrennung von Natrium bei der elektrolytischen Chlor-Alkaligewinnung sowie zur Herstellung von Quecksilberverbindungen.
Gefahrenquellen bestehen bei Gewinnung, Rückgewinnung, Verarbeitung, Verpackung, Transport und Verwendung von Hg, insbesondere aber, wenn Hg verschüttet und der farb- und geruchlose Hg-Dampf oder Hg-haltige Staub eingeatmet wird.
c) Bedeutsame Hg-Verbindungen, die u. U. auch besondere Gefahrenquellen für die Gesundheit sein können. sind folgende:
1. Anorganische Hg-Verbindungen, wie
Nach Einatmen größerer Mengen kann es zu einer Schädigung des Zentralnervensystems sowie zu Reizungen der Atemwege kommen. Die akute Form kann in die subchronische und chronische übergehen.
Die chronische Form der Erkrankung entsteht in der Regel durch langzeitige Aufnahme kleinster Hg-Mengen. Zunächst treten unspezifische Allgemeinsymptome, wie Mattigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, auf. Vermehrte Salivation, allmählich sich entwickelnde Entzündungen des Zahnfleisches und der Mundhöhlenschleimhaut, Lockerung der Zähne, Zahnausfall, Rötung des Rachenringes (sog. Quecksilberrachen), u. U. auch auffallende Trockenheit der Mundhöhle können wichtige Hinweise sein. Seltener werden blau-violetter Hg-Saum am Zahnfleisch und Neigung zu Diarrhoen, Leber- und Nierenfunktionsstörungen beobachtet.
Die chronische Form ist überwiegend durch Symptome von seiten des Zentralnervensystems gekennzeichnet. Hierzu gehören:
Erethismus mercurialis, ein Zustand von ängstlicher Befangenheit, Empfindlichkeit, Menschenscheu, Schreckhaftigkeit, Stimmungslabilität, zeitweise hemmungsloser Erregung und unmotivierten psychischen Verhaltens.
Tremor mercurialis, oft beginnend mit feinschlägigem Fingerzittern, allmählich übergehend in Schüttelbewegungen der Hände, der Arme, des Kopfes und der Beine. Mit Zunahme des Tremors ist häufig eine Steigerung der Sehnenreflexe zu beobachten. Eine Handschriftprobe kann die für den "Quecksilberkranken" oft typische Zitterschrift erkenntlich machen.
Sensibilitätsstörungen, die an Rumpf und Extremitäten nachweisbar sein können.
Sprachstörungen mit Stottern, Verwaschensein der Sprache, insbesondere beim Gebrauch von Zischlauten (sog. Psellismus mercurialis).
Gleichzeitig hiermit lassen die Merkfähigkeit und später auch das Gedächtnis erheblich nach; ein allgemeiner Persönlichkeitsschwund ist festzustellen.
b) bei Einwirkung organischer Hg-Verbindungen:
Die akute bzw. subakte Form infolge Einwirkung flüchtiger organischer Verbindungen zeigt häufig zunächst das unter IIIa geschilderte Krankheitsbild meist mit leichteren Symptomen. Rasch können im weiteren Verlauf auf Encephalopathie beruhende Anzeichen, wie Anästhesien, Parästhesien, motorische oder sensible Lähmungen, Seh-, Sprachstörungen, Höreinbuße o. ä. auftreten.
Auch die langzeitige Einwirkung geringerer Mengen kann zu einer Schädigung im Zentralnervensystem führen.
In Urin und Faeces wird Hg ausgeschieden; auf das Ergebnis exakter Untersuchungen in hierfür geeigneten Laboratorien ist besonders zu achten. Ein deutlich positiver Befund weist in der Regel auf die stattgehabte Exposition hin; eine Erkrankung braucht jedoch deshalb noch nicht zu bestehen.
Reparabilität der durch organische Verbindungen aufgetretenen Schäden im Nervensystem ist fraglich. Tremor kann noch jahrelang nach Wegfall der Exposition nachweisbar sein.
Auf Sensibilisierung beruhende Dermatitiden sind
möglich; ggf. trifft dann Nr. 46* der Anlage zur 7. Berufskrankheitenverordnung
zu.
*) jetzt Nr. 5101 |
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